Ein Spaziergang durch A Coruña

Der Platz ist eng auf der Halbinsel im Nordwesten von Spanien. Deshalb baut man in die Höhe. Das ist in der Altstadt ebenso der Fall, wie etwas weiter ausserhalb – (sehr weit bin ich allerdings nicht gewandert).

Das zweite was auffällt: rund 3/4 der Häuser haben Vorfenster. Ein Kollege meinte zwar, das seine Wintergärten, aber da müssen wir uns wohl erst mal von unserer Vorstellung von Wintergarten verabschieden. Es sind eher kurze Vorbauten, die gerade mal zwei oder drei Fusslängen Platz gewinnen, um a) die Winde und das Wetter fernzuhalten, und um b) evtl. auch, um ein bisschen mehr Stauraum zu haben, im Winter vielleicht gar als Kühlschrank dienten.

Auf jeden Fall gibt das den Häuserzeilen ein ganz eigenes Gesicht. Es ist, als ob sich die Fassade noch eine Maske vorgeschoben hätte. Was immer es ist, es muss zu was taugen, denn selbst an neuen Gebäuden sind diese vorkragenden Fensterflächen durchaus eingeplant.

In einigen Fällen hat diese Bau-Eigenheit sogar die Architektur verändert. Auch wenn sie hier wohl nicht mehr aus den ursprünglichen Gründen angewendet wurde.

Was wohl einen ganz klaren, baulichen Vorteil hat, kann architektonisch aber auch in Schönheit umgesetzt werden. So wird aus dem Vorfenster schon sowas wie ein Erker.

Nicht alle Hausbesitzer wollten (bis jetzt) dem Trend zu «immer höher» nachgeben. Sie bleiben Verweigerer.

Jeder Stadt ihre Twintowers. Hier verziert durch einen Regenbogen. Daran muss man sich denn auch gewöhnen: In dieser Jahreszeit wechseln sich Regenschauer und blauer Himmel im Halbstundentakt ab. Wer nicht mit guter Regenausrüstung unterwegs ist, wird schnell nass. Dafür hat man jede Menge Regenbögen.

Ein weiteres visuelles Merkmal dieser Stadt ist die Tatsache, dass man ziemlich gnadenlos Haus an Haus reiht, ob’s jetzt visuell aufgeht oder nicht.

An anderen Orten ist man schon etwas achtsamer beim Bau der Häuserzeilen.

Auf der einen Seite der Stadt wird heftig daran gearbeitet, dem Strand den Sand und feinen Kies wieder zurückzuholen, welche das Meer in der letzten Saison abtransportiert hat.

Zwei Caterpillars haben viel zu tun.

Im Sommer lädt hier ein ausgedehnter Strand zum Bade.

Es gibt auf der äussersten Spitze der Halbinsel einen Leuchtturm, um den sich viele Geschichten ranken: Hier soll einst Herkules gegen den Riesen Geryon gekämpft haben.

Auf dem Weg dorthin säumen Strassenlaternen in Jugendstil die grösszügige Promenade, hier stehen grosse Hotels.

Überhaupt hat die Stadt was mit Herkules zu tun. Ein grosses Wandbild zeigt den Helden im Kampf mit dem Höllenhund Zerberos.

Der Turm ist schon imposant. Ich lese später, dass er der älteste noch in Betrieb stehende Leuchtturm Europas ist. Was mir im Moment aber mehr Sorgen bereitet sind die aufziehenden schwarzen Wolken.

Und siehe da, beim Anstieg auf den Hügel, auf dem der Turm steht, beginnt es kräftig, sehr kräftig zu regnen. Im Verbund mit dem Wind kommt die Wasserflut horizontal daher – wer nicht gerade in Ölzeugs eingepackt ist – wie ich – wird innerhalb kürzester Zeit pitschnass.

Auf der anderen Stadtseite liegt der Hafen. Hier liegen nicht nur die kleinen Schiffe, sondern fast jeden Tag legt hier eine andere Touristen-Gross-Dschunke an. Heute eine Aida, morgen ein norwegisches Hotelschiff.

Denn La Coruña, wie es einst hiess, war ein bekannter Hafen: Hier kamen die Pilger aus England an, die den letzten Teil des Weges nach Santiago de Compostela dann zu Fuss zurück legen wollten. Mit dem Zug ist es heute eine 20-minütige Fahrt bis zur Pilgerstätte.

Weil man den Pilgern ja auch Orte des Gebets zur Verfügung stellen wollte, ist die Stadt voller grösserer und kleinerer Kirchen.

Manche stehen aber im Schatten der mächtigen Verwaltungsbauten, z.B. des Rathauses.

Dieser historisch wirkende Bau ist übrigens ein Bschiss, denn was so alt und würdig aussieht, ist gerade mal rund 100 Jahre alt. Die Kirche, die älteste übrigens in der Stadt, wird da weit in den Hintergrund verdrängt. (In der Mitte des Bildes)

Auf diesem Platz steht auch die gefürchtetste und verehrteste Tochter der Stadt: Maria Pita. Durch ihren Mut wurden im 16 Jhd die Engländer wieder aus der Stadt gejagt.

Dass ein Kirchenbesuch nicht nur einige Momente der Ruhe mit sich bringen kann, sondern auch das Hirn eines Bildungsbürgers erfreut, machte mir ein Besuch in einer Kirche klar. Da bemerkte ich doch, dass da unter den Apostel-Figuren auch einer mit einer Axt stand. Als ich genauer hinschaute war die Statue tatsächlich der heilige Judas. Ein Besuch bei Wikipedia belehrte mich dann, dass es unter den Jüngern zwei Männer mit Namen Judas gegeben hat. Man sagt ja, Reisen bildet 😉

Zum Abschluss ein kurzer Blick auf das Gebäude, in dem in den nächsten drei Tagen die Tagesaktivitäten, sprich die Stände und Promoaktivitäten der Labels, die Diskussionsrunden und viele Gespräche stattfinden werden.

A Coruña – eine Stadt mit vielen verdeckten Fassaden und schnell wechselnden Lichtspielen.